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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 77

1877 - Oldenburg : Stalling
77 dieser Wahl mit solcher Entschiedenheit, da, da Defsolles ihm widerstrebte, Decazes als erster Minister an die Spitze der Geschfte gelangte (19. Nov. I81i>). Sein Streben war, weder die Ultra's noch die Liberalen allzu mchtig werden zu lassen, sondern einen Mittelweg einzuschlagen, um beide Par-teien zu befriedigen. Bald aber sollte ihn ein erschtterndes Ereigni von der begonnenen Bahn abrufen. Ein Sattlergehlfe, Namens Louvel, durch das Lesen revolutionrer Schriften von glhendem Hasse gegen die Bour-bonen entflammt, in denen er die Feinde und Unterdrcker Frankreichs erkannte, fate den wahnsinnigen Entschlu, sein Vaterland durch Ermordung desjenigen Prinzen zu erlsen, auf welchem bei der Kinderlosigkeit Angouleme's die Hoffnung der regierenden Linie beruhte. Der Herzog von Berry hatte sich am 13. Febr. 1820 mit seiner Gemahlin in die Oper begeben. Die Herzogin wnschte vor Beendigung der Vor-stellung nach Hause gebracht zu werden. Der Herzog fhrte sie zu ihrem Wagen; aber in dem Augenblick nahte sich ihm Louvel und stie ihm einen Dolch mit solcher Heftigkeit in die Brust, da derselbe bis an den Griff eindrang. Der Mrder ward alsbald ergriffen. Als der Herzog nach der Wunde griff und das zurckgebliebene Eisen fhlte, rief er aus: Ich bin ein Mann des Todes!" und ahnte sein Schick-sal. Seine Gemahlin strzte herbei und ihre Kleider wurden vom Blute ihres Gatten berstrmt. Man brachte den Prin-zen in einen an die knigliche Loge stoenden Saal, seine Ver-wandten eilten herbei. Um Unruhen zu verhten, lie man die Vorstellung fortdauern, und so begleitete denn die Musik der Oper und des Ballets den Todeskampf des Sterbenden, der, ergeben in den Willen der Vorsehung, eine seltene Gro-muth des Charakters bekundete. Er verlangte nach einem Priester und rief dann Alle um Verzeihung an, die er in feinem Leben auf irgend eine Weise verletzt haben knnte. Er trftete feine verzweifelnde Gattin und bat den König um Begnadigung feines Mrders. Seine kleine Tochter segnend, sagte er: Mchtest du glcklicher als deine Angehrigen fein!" Sein letzter Seufzer war von dem einftimmigen Klagelaut feiner Familie begleitet. Als das erste Morgengrauen in das matt erleuchtete Gemach siel, kniete der greife König an dem

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 50

1877 - Oldenburg : Stalling
50 zersgt und der zerstckelte Leichnam in die Donau geworfen (1798). Das Verzeichni seiner Mitverschworenen hatte er vorher verschluckt, damit es den Feinden nicht in die Hnde fiele. Die letzten Worte des Unglcklichen waren: Die Saat habe ich ausgeset, und die Zeit mu kommen, wo mein Volk die se Frucht ernten wird!" Und die Saat keimte im Stillen.*) Um das Jahr 1814 bildete sich der Verein der Philomusen, dessen Zweck war, das unter dem Drucke der Knechtschaft verkmmerte Volk durch christliche Sittigung und hhere Geistesbildung zu heben und zu frdern, wie auf dem Bundessiegel die Nachteule und der einen Knaben tragende Chiron, das Symbol der Erziehung bei den alten Hellenen, sinnvoll andeuteten. An der Spitze des Vereins, dessen Mitglieder sich bald auf 80,000 beliefen, standen Graf Kapodistrias und viele Fürsten und Groe Europas. Wie sich der Verein schnell der ganz Griechenland verbreitete, so nahm er auch bald den Charakter eines politi-scheu Bundes an; es bildete sich eine Hetrie, die es sich zur Ausgabe machte, Griechenland durch einen allgemeinen Aufstand von der Herrschaft der Trken zu befreien, und deren Mitglieder sich durch einen feierlichen Eid verpflichteten, Gut und Blut fr den heiligen Kampf einzusetzen. Die Zahl der Eingeweihten mehrte sich in berraschender Weise und belief sich bald in Konstantinopel allein auf 17,000; der Bund hatte seine Kasse und geregelte Verwaltung und in Alexander Apsilantis, der den Oberbefehl der das erst zu schaffende Heer bernehmen sollte, ein begeistertes Haupt. Alexander stammte aus einem srstlichen Geschlechte in der Moldau, das unter dem trkischen Despotismus schon mannigfache Drangsale erduldet hatte. Durch Tapferkeit und *) Rhigas' begeisterter Ruf an die Palikaren war nicht umsonst erklungen; Heran, Palikaren, nicht lnger getrumt. Wie die Leuen in Klften und Engen, Nicht lnger in den Verstecken gesumt, Die Sclavenketten zu sprengen. Ein Tag der Freiheit ist viel mehr werth, Als hundert Jahre mit Ketten beschwert!"

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 53

1877 - Oldenburg : Stalling
53 dieser Unglcklichen lebten noch am folgenden Tage, und ihr grliches Jammergeschrei mischte sich mit dem Jubelrufe der Trken. Abends machten sie auf einem Platze ein groes Feuer an, bohrten den Griechen ihre glhenden Ladestcke in den Leib, zogen ihnen glhenden Draht durch Nasen und Ohren, oder streckten ihnen unter kanibalischem Jauchzen Hnde und Fe in die Flammen. Der neue Tag brachte neue Martern; man nagelte die Griechen mit den Ohren auf einen Tisch, fllte ihnen den Mund mit brennenden Kohlen, warf den Mttern entrissene und an die Bajonette gespiete Suglinge in die Flammen; endlich wurden achtzig Spiee aufgerichtet und Griechen darauf gespiet, da ihr Jammergeschrei die Lfte erfllte, bis sie nach einer Stunde den Geist aufgaben. Damit endete das Morden in Kon-stantinopel, aber aller Orten sanken die christlichen Kirchen und ihre Priester wurden dem Tode geweiht. Vergebens suchten die europischen Gesandten den Divan zu milderen Maregeln zu bestimmen; der russische Gesandte Straganoff protestirte gegen die Verletzung frherer Vertrge zu Gunsten der Christen, aber Beleidigungen des Pbels und Zerstrung eines russischen Gesandtschaftshotels waren die Antwort, und Straganoff mute zuletzt nach Odessa flchten und allen Ver-kehr mit der Pforte abbrechen. Diese blutigen Gruel, weit entfernt, den Aufstand zu dmpfen, fachten allenthalben die Gluth der Verzweiflung und der Rache an. Schon im Mrz hatten die freiheits-stolzen, unbezwungenen Mainoten, die Nachkommen der alten Spartaner in Lakonien, unter Mauromichali, Kolokotronis und anderen Fhrern die Fahne des Aufstandes aufgepflanzt und durch ein feierliches Hochamt die Erffnung des heiligen Kampfes angekndigt. Vor allen war es Theodor Koloko-tronis, dessen Willenskraft und entschiedene Persnlichkeit seinen Schaaren unbedingtes Vertrauen einflte. Den Mai-noten folgten die Inseln Spezzia, Hydra und Jpsara, die gegen 200 grere und kleinere Fahrzeuge besaen. Obgleich weniger als die brigen Griechen vom trkischen Drucke heim-gesucht und von manchen Lasten befreit, wollten sie doch ihre Abhngigkeit nicht lnger ertragen, und zogen durch ihren Freiheitssinn gleich im Anfang die Aufmerksamkeit der He-

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 24

1873 - Oldenburg : Stalling
24 Füßen einhergeht?" Das Orakel hatte aber geweissagt, daß Theben erst dann von dieser Geißel befreit werden würde, wenn jemand das Räthsel gelöst hätte. Schon Viele hatten ihr Leben gewagt und noch immer hatte sich der rechte Mann nicht gefunden. Da erklärte die Königin Jokaste, sie wolle Hand und Krone dem geben, der das Räthsel lösen würde. Auch Oedipus hatte von der Noth des Landes gehört. Muthig begab er sich an den Berg, wo sich die Sphinx gerade aufhielt, hörte das Räthsel und sein Scharfsinn fand sogleich die Lösung. „Das Räthsel," sagte er, „ist ein Mensch: am Morgen des Lebens kriecht er auf vier Füßen, Mittags steht er auf zweien und am Abend nimmt er als dritten Fuß den Stab zu Hülfe." Da stürzte sich die Sphinx überwunden in den Abgrund und lag zerschmettert am Boden. Der Sieger zog in Theben ein und empfing Jokastes Hand und den Königsthron. Das Orakel war nun vollständig erfüllt, ohne daß Oedipus eine Ahnung davon hatte. Zwanzig Jahre führte er über Theben eine milde Herrschaft, als eine furchtbare Pest ausbrach und viele Tausende hinraffte. Da kein Mittel helfen wollte, fragte man das Orakel um Rath und erhielt den Spruch, die Pest sei eine Strafe der Götter, weil des Lotos / 2wd unbestraft geblieben sei, und werde nicht eher aufhören, bis der Mörder aufgefunden und bestraft sei. Oedipus stellte nun Nachforschungen an, und diese führten allmählig zur Entdeckung ' «' des ganzen Geheimnisses: er erfuhr seine Herkunft, seine Aus- ■ , setzung, und die ganze unheilvolle Verkettung der Umstände lag offen vor seinem Geiste da. Jokaste erhenkte sich aus Verzweif- lung, Oedipus stach sich mit eigener Hand die Augen aus. Erhalte zwei Söhne, Eteokles und Polpnikes, und zwei Töchter, Antigone und Jsmene. Die beiden Söhne sprachen über den unglücklichen Vater die Verbannung aus, und so irrte der tiefgebeugte Greis, von Allen verlassen, nur geführt von der Hand seiner treuen Tochter Antigone, von Ort zu Ort. Endlich gelangte er zu dem Flecken Kolonos bei Athen, und ließ sich in einem Haine der Eumeniden (Furien) nieder, den kein menschlicher Fuß betreten durfte. Der athe- nische König Theseus gewährte ihm hier eine sichere Zufluchts- stätte. Der vielgeprüfte Dulder war indessen durch seine Leiden mit den Göttern ausgesöhnt und das Orakel hatte

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 25

1873 - Oldenburg : Stalling
25 geweissagt, daß das Land herrlich aufblühen werde, das die Gebeine des greisen Oedipus in seinem Schoße bergen würde. Da schickten des Oedipus Söhne und ließen den arg geschmähten Vater zur Rückkehr nach Theben einladen: der aber sprach den Fluch über die herzlosen Söhne aus und blieb an der Stätte, ite ihn gastlich aufgenommen, und wo er bald zur ewigen Ruhe eingehen sollte. Ein Donnerschlag erdröhnte, die Erde öffnete sich und nahm den Lebensmüden in ihre stille Behausung aus. Seine Ruhestätte blieb ein Geheimniß, s- An Oedipus Söhnen ging des Vaters Fluch nur zu bald in Erfüllung. Sie hatten einen Vertrag geschlossen, wonach sie ein Jahr ums andere abwechselnd die Herrschaft führen wollten. Der ältere, Eteokles, weigerte sich jedoch nach Ablauf des ersten Jahres den Thron abzutreten und vertrieb den jüngeren, Polynikes, aus dem Lande. Er ging nach Argos, wo König Adrastos herrschte, heirathete dessen Tochter und bewog ihn zu einem Rachezug gegen seine Vaterstadt. Dies ist der berühmte Zug der Sieben gegen Theben, der so genannt ¡y/,.,, wird, weil außer Adrastos und Polynikes noch fünf andere Hel-^ den daran Theil nahmen. Unter diesen hebt die Sage besonders den Ampchiaraos hervor. Er wünschte sich dem Zuge zu entziehen, weil ihm seine Sehergabe den unglücklichen Erfolg und seinen eigenen Untergang voraus verkündigte, aber seines ? Gemahlin Criphy le ließ sich von Polynikes durch ein denes Halsband bestechen und verrieth seinen Schlupfwinkel. Nun konnte er nicht umhin, sich dem Zuge anzuschließen, in dem sich seine Weissagung erfüllte. Die Thebaner geriethen zwar anfangs in schwere Bedrängniß, aber der freiwillige Opfertod eines Sohnes des Kreon, des Menökeus, der sich von der Stadtmauer herabstürzte, beseelte sie mit neuem Muthe, so daß sie die sieben argivischen Helden, von denen jeder eines der sieben Thore Thebens bestürmte, zurückschlugen. Alle, mit Ausnahme des Adrastos, verloren das Leben: den Amphiaraos verschlang sammt seinem Streitwagen die Erde; Eteokles und Polynikes fielen beide im gräßlichen Brudermorde*). Nach diesem blutigen Ausgang übernahm Kreon, des *) Zehn Jahre später belagerten die Söhne der gefallenen Helden (die Epigonen, d. h. Nachkommen), um ihre Väter zu rächen, Theben von neuem, und eroberten es für Thersander, des Polynikes Sohn.

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 26

1873 - Oldenburg : Stalling
26 Oedipus Schwager, die Negierung von Theben. Aber der Fluch der Götter ruhte noch nicht im thebanischen Königshause. Kreon ließ den Leichnam des Eteokles bestatten, befahl aber bei Todesstrafe, den Leichnam des Polynikes unbeerdigt liegen zu lassen, den Hunden und Vögeln zum Fraß. Nun gebot eine fromme Sitte den Griechen, keinen Todten unbestattet zu lassen, weil er sonst nach ihrer Vorstellung in der Unterwelt nicht zur Ruhe gelangen konnte. Antigone fühlte sich in ihrem Herzen verpflichtet, die Satzungen der Götter höher zu achten, als die Befehle eines irdischen Königs. Sie bestattete heimlich den Leichnam ihres Bruders, ward aber alsbald auf der That ertappt und vor den König geführt. Furchtlos bekannte sie ihre That und ihren Grundsatz. Der strenge Herrscher verurtheilte sie und ließ sie abführen, um lebendig eingemauert zu werden. Da erschien der blinde Seher Tiresias und änderte t / durch seine unheilvollen Prophezeiungen des Königs harten st, / Sinn. Kreon eilte jetzt, Antigone zu befreien. Allein zu spät! I ^ In ihrer Verzweiflung hatte sich die Jungfrau bereits mit Hülfe ihres Schleiers erhenkt, und ihr Bräutigam Hämon, Kreons Sohn, durchbohrte sich bei dem Anblick des herannahenden grausamen Vaters mit dem Schwerte. Vom tiefsten Schmerze überwältigt über den herben Verlust, den ihm sein Starrsinn bereitet, ging er nach Hause, wo neuer Jammer seiner harrte: seine Gattin Eurydice, von Antigonens und Hämons Ende schon benachrichtigt, hatte sich selbst den Tod gegeben und lag in ihrem Blute da. Zu spät erkannte Kreon, daß der Starrsinn, mit dem er seinen Willen den ewigen Satzungen der Götter entgegengestellt, den Untergang seines Hauses herbeigeführt hatte. Es blieb ihm nichts übrig, als mit Ergebung zu er- tragen, was ihm das Schicksal auferlegte. Der Trojanische Krieg. /t (1194—1184 v. Chr.) 1. Oie Hochzeit des peleus und der Thetis. Als Peleus, König von Pythia in Thessalien seine Vermählung nrit der Meergöttin Thetis feierte, waren alle Götter und Göttinnen zum Feste eingeladen, außer Eris,

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 29

1873 - Oldenburg : Stalling
29 3. Der Kampf vor Troja. Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien, welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten, vielmehr zu einer förmlichen Belagerung schreiten mußten. Bald gingen ihnen die Vorräthe auf, und sie sahen sich ge- nöthigt, große Abtheilungen des Heeres abzusenden um durch Plünderung der nahe liegenden Inseln und Gegenden dem Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre Bundesgenossen zu sich berufen und leisteten tapfern Wider- stand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand. Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei oder drei Rosien bespannt waren, die Gemeinen, zu Fuß; Reiter gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen, Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleuder: die Schuß- waffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und in Beinschienen - von Erz, so wie in einem Schilde, der ge- wöhnlich von Ochsenhaut, doch oft mit Erz überzogen war. Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, an den sich ein Gürtel anschloß; die Beine waren durch eherne Schienen geschirmt. Die Schlachten wurden nicht durch den Kampf der gemeinen Soldaten, sondern durch die Einzelkämpfe der anführenden Helden entschieden. Von den ersten neun Jahren des Krieges wissen wir sehr wenig, und nur die Geschichte des letzten Jahres ist uns aus den Gedichten Homers, der diese Kämpfe in einem Heldengedicht, die Ilias genannt, be- sungen hat, bekannt. 4 Die griechischen Heiden aus dem Trojanischen Kriege. Außer Agamemnon und Menelaos war es noch eine Reihe von Griechischen Helden, die sich im Kampfe vor Troja auszeichneten. Vor allen ragte durch Tapferkeit, Schön- heit und Schnelligkeit Achilles hervor, der Sohn des Peleus und der Meergöttin Thetis. Nach seiner Geburt wollte ihm seine Mutter die Unsterblichkeit verleihen und tauchte daher ohne Wissen des Peleus bei nächtlicher Weile den Knaben in ein Feuer, um das Sterbliche an ihm zu ver- tilgen, des Tags aber übersalbte sie ihn mit Ambrosia. Doch v (

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 30

1873 - Oldenburg : Stalling
V' "W Z 3ö - Peleus lauerte ihr einst auf, und als er den Knaben über dem Feuer zappeln sah, schrie er laut auf und hinderte Thetis, ihr Vorhaben ganz zu vollenden. Diese verließ nun den Peleus, um nie wieder das Haus des sterblichen Gemahls zu besuchen, und tauchte hinab in die Tiefe des Meeres zu ihrem Vater und ihren Schwestern. Achilles aber war durch das Feuer unverwundbar geworden bis auf die Fersen, an denen ihn seine Mutter gehalten hatte, und die deshalb von dem Feuer nicht berührt worden waren. Peleus brachte seinen Sohn zum weisen Chiron, um ihn zu einem Helden heranzubilden. Dieser nährte ihn mit den Eingeweiden der Löwen und dem Marke der Eber und Bären, wodurch er stark und kräftig wurde. Dem Achilles war vom Schicksal ein doppeltes Loos bestimmt worden: entweder sollte er fern von Waffen und Kämpfen, aber auch unberühmt, in hohem Alter in der Heimath sterben, oder in der Blüthe der Jahre mit unsterblichem Kriegsruhm gekrönt, in der Fremde fallen. Zwischen beiden Lebensloosen hatte er die Wahl. Nun hatte Kalchas, der Wahrsager im Griechischen Heere, verkündigt, daß Troja ohne Achilles nicht erobert werden könnte. Thetis aber wünschte aus mütterlicher Liebe ihren Sohn vor dem Kriege zu bewahren, damit er, wenn auch ohne Heldenruhm, in Ruhe und Frieden seine Tage verleben könnte, und brachte ihn daher zum König.lykomedes auf die Insel Skyros, wo er in Mädchenkleidern mit den Töchtern des Königs erzogen ward. Als der Ruf von dem Zuge der Griechen gegen Troja erscholl, und die Fürsten auch ihn zur Theil- nahme auffordern wollten, blieb ihnen sein Aufenthalt lange verborgen, bis es endlich dem schlauen Odysseus gelang, ihn aufzufinden und zum Kampfe zu bestinimen. Als Kaufmann verkleidet, kam er nach der Insel Skyros an den Hof des Lykomedes, und breitete vor den Mädchen schöne Bänder, Armspangen, Ringe und andere Putzsachen aus, darunter aber auch Waffen. Die Töchter des Lykomedes griffen nach den Schinucksachen, Achilles nach den Waffen. Da- durch verrieth er sein Geschlecht, und der ruhmbegierige Jüngling folgte gern der Einladung des Odysseus zum Zuge nach Troja. Dort war sein Heldenarm den Griechen von wesentlichem Nutzen: er allein erlegte eine Menge von Fein-

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 31

1873 - Oldenburg : Stalling
31 den und verwüstete drei und zwanzig Städte. Leider aber brach im zehnten Jahre des Krieges zwischen ihm und dem Völkerfürsten Agamemnon, der ihm seinen Antheil an der Beute, die schöne Sclavin Briseis^ entriß, ein verderblicher Zwist aus, der damit endigte, daß sich Achilles mit den Schaa- ren seiner Myrmidonen, die er aus dem Phthierlande gegen Troja geführt hatte, von den übrigen Griechen gänzlich trennte, und von allen Kämpfen gänzlich fern hielt. So lag er denn thatenlos im Zelte, mit den Klängen der Cither sich die Zeit vertreibend, sah ruhig dem Kampfe zu, der schon in der Nähe des Griechischen Lagers tobte, ihn rührte nicht die Noth seiner Landsleute, und vergebens waren die Worte des beredten Odysseus, der mit anderen Helden von Agamemnon gesandt, durch Bitten und Verheißungen den grollenden Göttersohn zu versöhnen suchte. Schon hatte er beschlossen, in weniger Tage Frist zum heimathlichen Phthierlande zurückzusegeln, als ihn der Tod des geliebten Freundes Patroklos aus seiner trägen Ruhe riß. Patroklos war in Achilles Rüstung gegen die Troer zum Streite gezogen, diese glaubten den Achilles selbst zu schauen, flohen nach der Stadt, und viele sanken unter den Händen des verfolgenden Helden. Doch zu weit ließ er sich von seiner Kampflust fortreißen: der gewaltige Hektar selbst stellte sich ihm entgegen, und Patroklos erlag ihm im Streit. Als Achilles die Leiche des theueren Gefährten sah, ward es Nacht vor seinen Augen, mit beiden Händen griff er nach dem schwarzen Staube und bestreute Haupt, Antlitz und Ge- wand. Dann warf er sich, so riesig er war, zu Boden und raufte sich das Haupthaar aus, und sein Jammergeheul schallte so fürchterlich in die Lüste hinaus, daß seine Mutter die Stimme des Weinenden vernahm und aus dem Meer auf- tauchend zu ihrem Sohne eilte. Hier hörte sie sein Leid und seinen Entschluß, den gefallenen Freund zu rächen. Da aber seine Rüstung in Hektors Hände gerathen war, begab sich die Meergöttin selbst in die Wohnung des Hephästos, des Schmiedegottes, der auf ihre Bitten dem Achilles eine neue prächtige Rüstung verfertigte. Am bewundernswürdigsten war der Schild: auf der Wölbung desselben bildete er die Erde, das wogende Meer, den Himmel, mit Sonne, Mond

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 32

1873 - Oldenburg : Stalling
32 und allen Gestirnen ab: ferner zwei blühende Städte, die eine voll von Hochzeitsfesten und Gelagen, mit Volksver- sammlungen, Markt, hadernden Bürgern, Herolden und Obrig- keiten: die andere von zwei Heeren zugleich belagert; in den Mauern Weiber, unmündige Kinder, wankende Greise; die Männer der Stadt vor dieser draußen in einem Hinterhalt gelagert und den Hirten in die Heerden fallend. Auf einer andern Seite Schlachtgetümmel, Verwundete, Kampf um Leichname und Rüstungen. Weiter schuf er ein lockeres Brach- feld, mit Bauern und Ochsen am Pflug: ein wallendes Aehrenfeld voll Schnitter, seitwärts unter einer Eiche die Mahlzeit bereit; weiter einen Rebengarten voll schwarzer, schwellender Trauben, an Phählen von lauterem Silber, ringsum einen Graben von blauem Stahl und ein Gehänge von Zinn; eine einzige Furche führte durch den Weingarten, und eben war Lese: Jünglinge jauchzten, und rosige Jung- frauen trugen die süße Frucht in schönen Körben davon; mitten in der Schaar ging ein Leierknabe, den aüdere um- tanzten. Weiter schuf er eine Rinderheerde aus Gold und Zinn, längst einem wallenden Fluß, mit vier goldenen Hirten und neun Hunden; vorn in die Heerde waren zwei Löwen gefallen, und hatten einen Farren gefaßt, die Hirten hetzten ihre Hunde, die bellend auf Sprungweite vor den Löwen standen Wiederum schuf er eine unmuthige Thaltrift von silbernen Schafen durchschwärmt: mit Hirtengehägen, Hütten und Ställen: endlich einen Neigen von blühenden Jünglingen und Jungfrauen in glänzenden Gewänden, jede Tänzerin schmückte ein Kranz, die Tänzer hatten goldene Dolche an silbernen Riemen hangen; zwei Gaukler drehten sich im Kreise zur Harfe eines Sängers; Zuschauergedränge umgab den Reigen. Um den äußersten Rand des Schildes schlang sich der Strom des Oceans wie eine Schlange. Als Hephästos den Schild vollendet hatte, schmiedete er noch einen Harnisch, dann einen Helm und zuletzt die Bein- schienen, und alle diese Geschenke brachte die Göttin ihrem noch immer klagenden Sohne. In der Volksversammlung versöhnte sich Achilles mit Agamemnon, und nun zog das Heer in die Schlacht, an der nicht nur Menschen, sondern diesmal die Götter des Olymps
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